Patientensicherheit ist oberstes Gebot
Qualitäts- und Risikomanagement im Klinikum Ingolstadt
Simone R. Wagner, Leiterin der Abteilung für Qualitäts- und Risikomanagement, gibt einen Einblick in die tägliche Arbeit ihres Teams.
Mein Team und ich sind sehr eng mit der Analyse und Optimierung der Abläufe in den medizinischen und pflegerischen Bereichen befasst. Unsere Arbeit wirkt sich also direkt oder indirekt auf den Aufenthalt und die Versorgung unserer Patienten aus. Allerdings versteht sich meine Abteilung als strategisch unterstützende Einheit, die mit dem kritischen Blick von außen, auch aus der Patientensicht, die engagierten Ärzte und Mitarbeiter in deren Tagesgeschäft mit Rat und Tat begleitet.
Das klinische Qualitäts- und Risikomanagement hat nicht nur zum Ziel, durch selbstverpflichtende kontinuierliche Überprüfung und Verbesserung der Abläufe für unsere Patientinnen und Patienten die Versorgungsqualität hoch und die Risiken der Behandlung und ihres Aufenthaltes bei uns niedrig zu halten. Nein, in der Zwischenzeit gibt es eine Vielzahl an Gesetzen und Richtlinien, die es im Bereich des klinischen Qualitäts- und Risikomanagements zu berücksichtigen und die daraus resultierenden Vorgaben in den Tagesbetrieb zu integrieren gilt. So sind wir beispielsweise aktuell unter anderem mit der erweiterten Umsetzung der Qualitätsrichtlinie des Gemeinsamen Bundesausschusses, G-BA, befasst. In diesem Zuge begleiten wir die Kolleginnen und Kollegen aus Medizin und Pflege dabei, die Vorgaben dieser Richtlinie, die eine weitere Erhöhung der Patientensicherheit als Zielsetzung hat, in die Abläufe der jeweiligen Kliniken und Bereiche optimal zu integrieren.
Das stimmt – aber nur, wenn man die Umsetzung nicht mit unternehmerischem Weitblick angeht. Mein Team und ich verfolgen hier einen anderen Ansatz: für uns stehen die Patientensicherheit und die kontinuierliche Verbesserung der Prozesse im Sinne der Patienten und des Klinikums im Vordergrund. Vergleichbar wie Unternehmer, die sich eine hohe Kundenzufriedenheit und den KVP, den kontinuierlichen Verbesserungsprozess, als höchste Priorität gesetzt haben. Ist beides gegeben und das Umfeld stimmt, dann ist man erfolgreich. Meine Abteilung zielt deshalb darauf ab, Neuerungen, beispielsweise auch gesetzlicher Natur, wie die vorhin erwähnte G-BA-Richtlinie, nicht nur vorgabengemäß umzusetzen, sondern zu prüfen, inwiefern sich Abläufe bei der Umsetzung weiter optimieren lassen. Wir legen großen Wert auf Gestaltung, nicht auf Verwaltung.
Absolut richtig! Zudem erfordert es eine stetige Auffrischung und Erweiterung der Expertise. In meiner Abteilung finden Sie deshalb Spezialisten, die unter anderem Erfahrung aus den Bereichen Medizin und Pflege, Psychologie, Auditwesen, Prozessmanagement, Betriebswirtschaft, Normung, Recht und aus der strategischen Unternehmensentwicklung mitbringen. Neben dem Qualitäts- und Risikomanagement, gehören im Übrigen auch noch die Externe Qualitätssicherung, das Ideen- und das Meinungsmanagement zum Aufgabenbereich der Abteilung.
Ideen- und Meinungsmanagement dienen unserem Bemühen, die Leistungen und Abläufe am Klinikum Ingolstadt stetig zu verbessern. Über das Ideenmanagement kanalisieren wir die vielen wertvollen, praxisbezogenen Verbesserungsvorschläge der Mitarbeiter zur Optimierung der Patientenversorgung und -sicherheit. Über das Meinungsmanagement bearbeiten wir das Feedback unserer Patientinnen und Patienten, sowie die Rückmeldungen von deren Angehörigen. Die vielen positiven Rückmeldungen zeigen, dass die engagierte Arbeit unserer Kolleginnen und Kollegen im medizinischen und pflegerischen Bereich und auch in der Verwaltung Wertschätzung erfährt. Kritische Hinweise nehmen wir zum Anlass, zusammen mit den Verantwortlichen des betroffenen Bereichs, Lösungswege zu erarbeiten und die Abläufe zu verbessern. Mit der externen stationären Qualitätssicherung dokumentieren Krankenhäuser ihre Behandlung in den verschiedenen Leistungsbereichen. Durch sogenannte Qualitätsindikatoren wird eine Vergleichbarkeit des jeweiligen Leistungsbereichs zwischen den verschiedenen Einrichtungen ermöglicht. Krankenhäuser sind gesetzlich dazu verpflichtet, an diesem Verfahren teilzunehmen, welches einen bundesweiten Qualitätsvergleich ermöglicht. Die ausgezeichnete Leistungsqualität des Klinikums Ingolstadt, ist auch hierdurch transparent und für jedermann einsehbar.
Das ist ein viel und kontrovers diskutiertes Thema. Eigentlich sollten Zertifikate, die ein erfolgreich bestandenes Qualitäts- oder Risikomanagementaudit belegen, eine verlässliche Richtschnur für Patientinnen und Patienten sein, um Leistungen einer medizinischen Einrichtung bewerten zu können. Meine Beobachtungen in den letzten zehn Jahren als Qualitätsauditorin, haben mir jedoch gezeigt, dass Zertifikate letztlich das Ergebnis von Momentaufnahmen, nämlich der kurzen Zeit des Audits, darstellen. Sie zeigen jedoch nicht, ob das Qualitäts- und Risikomanagement auch von der zertifizierten Einrichtung gelebt, oder nur ein Katalog an Normenvorgaben abgearbeitet wird. Letzteres würde für die Zertifikatserteilung leider völlig ausreichen. Meine bisherigen Ausführungen zu unserer Philosophie am Klinikum Ingolstadt haben Ihnen sicher schon aufgezeigt, dass wir auch hier konsequent einen anderen Weg verfolgen: bei uns ist das Qualitäts- und Risikomanagement mit Leben gefüllt, wir betrachten dies als unternehmerische Verpflichtung und Selbstverständlichkeit. Die Qualität muss stimmen, Risiken müssen erkannt und beherrscht sein, die Patientinnen und Patienten müssen sich bei uns bestens versorgt und sicher aufgehoben fühlen, Zertifikate sind nachrangig.
Mein Wechsel ans Klinikum Ingolstadt fußt auf einer bewussten Entscheidung. Die Berichterstattung im vergangenen Jahr war mir natürlich nicht entgangen und so habe ich mir erst einmal einen Eindruck verschafft, bevor ich mich entschieden habe, meine damalige Tätigkeit in Nordrhein Westfalen aufzugeben und am Klinikum zu starten. Dieser Eindruck war geprägt von Menschen in Medizin, Pflege und Verwaltung, die sich für ihre Patientinnen und Patienten und ‚ihr‘ Klinikum über alle Maßen engagiert haben und eine Qualitätsphilosophie lebten, wie ich sie mir selbst zu Eigen mache. Und sie alle taten dies unermüdlich trotz vieler negativer Stimmen, die auf ihre tägliche Arbeit abfärbten, obwohl sie selbst nicht in die öffentlich diskutierten Themen involviert waren und es nicht verdienten, dass ihr großartiger Einsatz völlig zu Unrecht in ein falsches Licht gebracht wurde. Für mich ergab sich daraus ein ganz klarer Einsatzbefehl: Zelte im Westen abbrechen, es geht zurück nach Bayern! Auch die zwischenzeitlich von meinem Team und mir durchgeführten Audits haben gezeigt: am Klinikum Ingolstadt arbeiten tolle, erfahrene und engagierte Mediziner, Pflegekräfte und Angestellte in den Funktionsbereichen, in Verwaltung und Technik, die jeden Tag aufs Neue die Qualität ihrer Arbeit im Fokus haben.
Wenn man Qualitäts- und Risikomanagement nicht als Papiertiger pflegen, sondern im Sinne der Patienten, der Mitarbeiter und des Klinikums leben will, so, wie ich das schon dargestellt habe, dann muss auch die Organisation der Abteilung entsprechend abgestimmt sein. ‚MQ‘, so die Bezeichnung der dem medizinischen Direktor und Geschäftsführer, Dr. med. Andreas Tiete M.Sc., zugeordneten Abteilung, ist übergeordnet für die strategische Ausrichtung des Qualitäts- und Risikomanagements zuständig. Wir haben zwischenzeitlich die Struktur der Abteilung der Aufgabe entsprechend angepasst und um zusätzliche Mitarbeiter erweitert. Ergänzt wird das MQ-Team durch Praktiker vor Ort, also um Qualitätsmanager und Risikomanager in den Kliniken und Einrichtungen des Hauses. So ist es uns allen möglich, den Anforderungen eines 1.200-Betten-Klinikums, den stetigen gesetzlichen Neuerungen und dem eigenen Qualitätsanspruch durchgängig und im Schulterschluss gerecht zu werden.
Unsere Agenda ist wirklich gut gefüllt: neben der Auditierung und teilweisen Rezertifizierung diverser Kliniken und Funktionsbereiche, stehen weitere organisatorische und inhaltliche Anpassungen des Qualitäts- und Risikomanagement auf der Tagesordnung, sowie die damit einhergehende Neuausrichtung der für die Erfüllung unserer Aufgaben erforderlichen Systemlandschaft.
ZUR PERSON
Simone R. Wagner ist Betriebswirtin für Management im Gesundheitswesen, Qualitätsauditorin und ausgebildete Risikomanagerin für den klinischen und den kaufmännischen Bereich. Die gebürtige Oberfränkin hat, nach einer Ausbildung im Bereich der Humanmedizin, Erfahrung in Einrichtungen diverser medizinischer Disziplinen sammeln können, dies sowohl im niedergelassenen, als auch im klinischen Bereich und im Rettungsdienst. Mit über 2.000 Stunden Audittätigkeit, überwiegend als verantwortliche Auditorin, und aufgrund langjähriger Führungserfahrung, die sie im In- und Ausland gesammelt hat, unterstützt sie mit ihren Mitarbeitern die Geschäftsführung des Klinikums Ingolstadt seit Oktober 2017 bei der kontinuierlichen Verbesserung der Prozesse und Leistungsqualität.