Mit Hilfe der Alterstraumatologie wieder schneller mobil
28. Januar 2022
Patienten, die über 70 Jahre alt und chronisch erkrankt sind, erhalten im Klinikum Ingolstadt nach Unfällen eine auf ihre besonderen Bedürfnisse ausgerichtete Versorgung. Dafür wurde vor knapp einem halben Jahr eine neue Sektion Alterstraumatologie gegründet, in der Geriater und Unfallchirurgen sehr eng zusammenarbeiten.
Eine auf hochbetagte Patienten ausgerichtete Gesundheitsversorgung hat im Klinikum Ingolstadt Tradition. Vor einem Jahrzehnt wurde im Klinikum eine Fachabteilung für Akutgeriatrie eröffnet, die damals eine der ersten in Bayern war. Inzwischen ist die geriatrische Tagesklinik in der Münchner Straße hinzugekommen und jetzt die Sektion Alterstraumatologie. Dabei handelt es sich um eine vom bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege anerkannte akutgeriatrische Behandlungseinheit mit dem fachlichen Schwerpunkt Alterstraumatologie. Unter Traumatologie versteht man die Akutversorgung von Unfällen, insbesondere des Bewegungsapparates. Die Zielgruppe wächst, Zahlen der Stadt Ingolstadt prognostizieren für die Gruppe der über 75-Jährigen eine Zunahme von 45 Prozent im Zeitraum von 2019 bis 2039.
Patientin der Alterstraumatologie mit stv. Stationsleiterin Julia Humlach und Dr. Haselbeck
„Daten aus benachbarten europäischen Ländern zeigen, dass bei Patienten die durch Unfallchirurgen und Geriater gemeinsam behandelt werden, die Sterblichkeit um mehr als 25 Prozent sinkt. Zahlreiche Studien belegen, dass die geriatrischen Patienten erheblich von unserem interdisziplinären und interprofessionellen Ansatz profitieren. Denn ein Teil der Komplikationen nach einem Sturz und Knochenbrüchen wie zum Beispiel Delir, Lungenentzündung, Dekubitus und Infekt der Harnwege sind vermeidbar“, sagt Dr. Andreas Tiete, Geschäftsführer und Ärztlicher Direktor des Klinikum Ingolstadt.
„Sturzbedingte Verletzungen gehören zu den fünf wichtigsten Ursachen für den Verlust an Lebensjahren mit hoher Lebensqualität. Die meisten Frakturen führen über eine Phase der eingeschränkten Beweglichkeit zu muskulären, koordinativen und kognitiven Defiziten bei den Patienten. Deswegen war es uns so wichtig, einen weiteren Baustein der altersangepassten medizinischen Versorgung im Klinikum umzusetzen,“ sagt Prof. Dr. Michael Wenzl, Direktor des Zentrums für Orthopädie und Unfallchirurgie. In diesem Zentrum ist die neue Sektion Alterstraumatologie mit 20 Betten, übrigens die sechste des Zentrums, angesiedelt. Sie befindet sich in nächster Nähe zur Klinik für Akutgeriatrie und wird gemeinsam von den Unfallchirurgen und Geriatern geführt.
„Bereits in der Notfallklinik identifizieren wir die älteren Patienten, die besonders aus der Behandlung in der Alterstraumatologie Nutzen ziehen werden. Dies sind in erster Linie Patientinnen und Patienten, die über 70 Jahre alt sind und an drei oder mehr chronischen Krankheiten leiden. In der Regel bleiben diese Patienten nach einem Unfall wie einem Sturz rund zwei Wochen bei uns,“ erklärt Dr. Michael Ruth, Direktor der Klinik für Akutgeriatrie. Geriater und Unfallchirurgen bewerten in gemeinsamen Assessments den Zustand des Patienten bereits vor einem Eingriff. Alle Pflegekräfte in der Alterstraumatologie sind in der aktivierend–therapeutischen Pflege geschult und verfügen über Erfahrung in der Behandlung geriatrischer Patienten. Diese besondere Art der Pflege soll einem Verlust der Alltagskompetenzen vorbeugen. Ein Team aus Fachkräften der Physiotherapie, Physikalischen Therapie, Ergotherapie, Logopädie sowie Psychologie/Neuropsychologie fördert außerdem die Patienten in einem direkt angeschlossenen Therapiebereich.