Metastasenchirurgie
Als Metastasierung (griechisch: meta – weg; stase: – Ort; Übersiedlung) bezeichnet man die Absiedlungen bösartiger Zellen eines Tumors, stammend aus einer anderen primären Lokalisation. Die Lunge ist aufgrund des anatomischen Blutabflussweges sehr häufig als Organ von Metastasen betroffen. Ebenso die Leber (s. hepatobiliäre Chirurgie)
Die publizierten Studien der letzten Jahrzente konnten belegen, dass eine komplette Metastasenentfernung das 5- Jahresüberleben der Patienten deutlich verbessern kann. Voraussetzung für eine operative Behandlung ist eine stabile Tumorerkrankung (kein Hinweis auf ein Tumorrezidiv im Bereich der primären Lokalisation, keine disseminierte, multiorganische Metastasierung), ein ausreichender, kardiorespiratorischer Zustand des Patienten sowie eine relativ günstige Metastasenlokalisation, welche die Resektion ermöglicht. Die Zahl der Lungenmetastasen steht unter diesen Voraussetzungen nicht im Vordergrund, sondern der onkologische Verlauf des Patienten. Bei vorhandenen Voraussetzungen können multiple Lungenmetastasen mit beidseitigen oder Folgeeingriffen operativ entfernt werden. Ziel der Metastasenchirurgie ist die parenchymsparende vollständige Resektion alle metastasenverdächtige Herde. Die Schonung des gesunden Lungengewebes ist von esentieller Bedeutung, da es direkte Folgen für die verbleibende Lungenfunktion des Patienten und seine Lebensqualität hat sowie einen Folgeeingriff im Fall einer Re-Metastasierung ermöglicht.
In unserer Klinik werden folgende Techniken zum Zweck der Metastasenenresektion verwendet:
VATS (Video Assisted Thoracic Surgery – Schlüssellochchirurgie):
Dieses operatives Verfahren wird hauptsächlich bei solitären, in der Oberfläche der Lunge liegenden Metastasen durchgeführt. Durch die kleinen Zugänge (in der Regel 3-4 bis 1,3 cm ) kann eine Reduktion der postoperativen Schmerzen sowie eine schnelle Entlassung des Patienten erreicht werden. Eine Re-Operation ist technisch einfach möglich.
Muskelschonende anterolaterale Thorakotomie und Laserchirurgie (einseitig, beidseits simultan-zweitzeitig):
Im Fall mehrerer Metastasen ist ein offenes Verfahren im Sinne eines muskelsparenden Schnittes (ca. 8cm) unter Schonung der Nerven und der Rippen der Brustwand indiziert. Dadurch kann der Thoraxchirurg die multiplen Herde eindeutig lokalisieren (digital tasten) und mit Hilfe eines Laser-Gerätes die Metastasen blutarm und im Gesunden resezieren. Die Verwendung des Lasers bringt als Vorteil die Schonung des Lungenparenchyms sowie eine schnelle und blutarme Resektion der bösartigen Geschwulstes. Der Eingriff wird durch eine Entfernung der Lymphknoten vervollständigt, da bei etwa 15% der Patienten Metastasen in den Lymphknoten nachweisbar sind.
Alle Patienten, welche sich mit der Frage der möglichen Metastasenresektion bei uns vorstellen, werden in unserer interdisziplinären Tumorkonferenz besprochen. Unter Anwesenheit eines Teams von Thoraxchirurgen, Onkologen Radiologen und Strahlentherapeuten wird die Indikation gestellt und über eine weitere evtl. notwendige Therapie (Chemotherapie, Bestrahlung) entschieden.
Ein häufiges klinisches Problem der Metastasenchirurgie ist die Behandlung des isolierten Lungenrundherdes (Größe bis 3 cm), welcher einer Metastase oder einem primären Tumor der Lunge entsprechen könnte. Dies gilt besonders für Patienten die geraucht haben oder andere Risiken für einen Lungenkrebs aufweisen. Die endgültige Zuordnung des Tumors kann häufig erst nach operativer Entfernung und immunhistochemischer Aufarbeitung vom Pathologen erfolgen. Da sich die Resektion eines primären bösartigen Lungentumors von der Resektion einer Metastase unterscheidet (eine anatomische Resektion ist im ersten Fall essentiell, im zweiten Fall reicht 1cm Abstand vom Tumor) bietet eine anatomische Segmentresektion der Lunge eine gute Alternative für sowohl die Metastase als auch den primären Lungentumor.