Proktologie
Hämorrhoiden
Was sind Hämorrhoiden?
Hämorrhoiden sind natürliche Schleimhautpolster aus Venengeflechten, Bindegewebe und Muskelfasern im untersten Teil des Mastdarms, die neben dem eigentlichen Schließmuskel für den Feinverschluss des Enddarms verantwortlich sind. Bei starkem Pressen infolge ständiger Verstopfung, Übergewicht, vorwiegend sitzender Tätigkeit oder Schwangerschaft kann es zur Vergrößerung der Hämorrhoiden und zu damit verbundenen Beschwerden kommen. Man spricht dann vom sogenannten „Hämorrhoidalleiden“.
Typische Symptome sind schmerzlose hellrote Blutungen, welche als Stuhlauflagerungen oder auf dem Toilettenpapier bemerkt werden. Des Weiteren kann es zu Jucken, Nässen oder Stuhlschmieren kommen. Im fortgeschrittenen Stadium ist ein Fremdkörpergefühl möglich. Manche Patienten berichten über eine tastbare Vorwölbung aus dem After, die sich zurückdrücken lässt. Schmerzen sind eher untypisch, auch wenn viele Patienten diese gerne auf ihre „Hämorrhoiden“ zurückführen, können aber im Verlauf der Erkrankung ebenfalls auftreten.
Die genannten Symptome können einzeln oder kombiniert auftreten und sind typisch für ein Hämorrhoidalleiden. Trotzdem können sich dahinter viele weitere Erkrankungen verbergen. Nur eine Untersuchung durch einen erfahrenen Arzt kann Gewissheit bringen, ob es sich wirklich um ein Hämorrhoidalleiden handelt!
Durch die Schilderung der Beschwerden kann häufig bereits ein Hämorrhoidalleiden vermutet werden. Trotzdem müssen andere Erkrankungen, welche ähnliche Symptome zeigen, ausgeschlossen werden. Insbesondere bei Blutauflagerungen auf dem Stuhl müssen bösartige Tumoren des Dick- und Mastdarms ausgeschlossen werden. Eine eingehende körperliche Untersuchung, bei der auch die Analregion ausgetastet wird (digital-rektale Untersuchung) ist genauso wie eine endoskopische Spiegelung des Analkanals (Proktoskopie) und Mastdarms (Rektoskopie) obligat. In den meisten Fällen werden diese Untersuchungen durch eine komplette endoskopische Untersuchung des Dickdarms (Koloskopie) ergänzt.
Stadium I: Vergrößerung der Hämorrhoiden, von außen nicht sichtbar.
Häufige Beschwerden: schmerlose hellrote Blutauflagerungen
Stadium II: Vorfall von Knoten beim Stuhlgang, die sich von alleine wieder zurückziehen.
Häufige Beschwerden: Brennen, Juckreiz, entzündlich gerötete Haut und Nässen im Analbereich, Fremdkörpergefühl.
Stadium III: Vorfall von Knoten beim Stuhlgang, die mit dem Finger zurückgeschoben werden müssen.
Häufige Beschwerden: Brennen, Juckreiz, permanentes Fremdkörpergefühl, Gefühl der unvollständigen Entleerung nach dem Stuhlgang, stärkere Blutungen.
Stadium IV: Vorfall von Knoten, die sich nicht mehr zurückschieben lassen.
Häufige Beschwerden: siehe Stadium III
Allgemeinmaßnahmen:
Eine entscheidende Maßnahme, um die Beschwerden bei Hämorrhoiden zu lindern, ist es, einen weichen, geformten Stuhlgang zu erreichen, der ohne Pressen entleert werden kann. Zu diesen Maßnahmen gehören ausreichend Bewegung, eine ausgewogene ballaststoffreiche Ernährung in Form von Gemüse und Obst, die Vermeidung blähender Speisen und reichliche Trinkmengen.
Salben und Zäpfchen:
Helfen meist nur bei Stadium I oder II. Sie lindern die Entzündung, bekämpfen akute Schmerzen und stillen den Juckreiz. Sie helfen damit, Symptome zu verringern, beseitigen jedoch nicht die Ursache der Beschwerden.
Gummibandligatur:
Geeignet im Stadium II. Bei dieser Methode werden einzelne Hämorrhoidalknoten mit einem Gummiband abgeschnürt. Das Gewebe verkümmert dadurch und wird nach wenigen Tagen abgestoßen. Eine spezielle Narkose ist bei dieser Behandlung nicht notwendig, der Eingriff wird ambulant durchgeführt.
Operation nach Milligan-Morgan:
Geeignet für Stadium II und III. Der Eingriff wird in Vollnarkose durchgeführt. Hierbei wird der vergrößerte Hämorrhoidalknoten (oder mehrere Knoten) ausgeschnitten und die Wundfläche offen gelassen.
Operation nach Longo (Stapler-Hämorrhoidektomie)
Geeignet im Stadium III, v.a. bei ausgedehntem Befund mit zirkulär angeordneten mehrfachen Hämorrhoidalknoten. Durch diese neue Operationsmethode wird oberhalb des Analkanals ein Schleimhautstreifen mit einem speziellen Klammernahtapparat (sog. Stapler) entfernt. Hierdurch wird der Schleimhautvorfall behoben, die nach außen vorgefallenen Hämorrhoiden zurückverlagert und die Blutzufuhr zu diesen Venengeflechten verringert. Vorteile dieser Methode sind eine rasche Heilung, kaum Schmerzen und die Abwesenheit von offenen Wunden.
Analfistel und Analabszess
Was ist eine Analfistel/ ein Analabszess?
Im After liegen im Bereich des Schließmuskels innenseitig die sogenannten „Duftdrüsen“, im Fachjargon Proktodealdrüsen genannt. Diese Drüsen können sich entzünden, z.B. aufgrund einer Verstopfung durch Stuhlpartikel. Als Folge kommt es zu einem Anschwellen der Drüsen mit Ausbildung einer Eiteransammlung (= Analabszess). Ein Abszess entsteht meist akut innerhalb weniger Tage und bedarf einer chirurgischen Behandlung.
Kommt es zu einer chronischen Entzündung der Proktodealdrüsen, so kann sich eine Analfistel bilden. Hierbei handelt es sich um eine gangartige Verbindung zwischen dem Analkanal und der äußeren Haut. Je nach Lage der Fistel in Bezug auf den inneren und äußeren Schließmuskel werden verschiedene Fistelverläufe unterschieden. Der Fistelverlauf ist entscheidend für die weitere operative Therapie.
Ein Analabszess ist schmerzhaft. Häufig nehmen die Beschwerden über 1-3 Tage immer mehr zu, bis die Schmerzen unerträglich sind und ein Arzt aufgesucht wird. Die Schmerzen können im Rahmen der Stuhlentleerung schlimmer werden. Oft ist ein Sitzen kaum mehr möglich. Ein Analabszess kann der erste Hinweis auf eine unentdeckte Analfistel sein.
Analfisteln selbst können durch Absondern von Eiter oder Stuhl aus der äußeren Fistelöffnung der Haut auffallen, häufig werden hierbei Verschmutzungen in der Unterwäsche bemerkt.
Die Schilderung der Beschwerden durch den Patienten lassen bereits einen Analabszess vermuten. Bei der klinischen Untersuchung ist der Befund meist eindeutig. Man sieht eine gerötete Schwellung im Bereich des Afters, welche stark druckschmerzhaft ist. Nur in seltenen Fällen sieht man den Abszess nicht. Dann ist eine Ultraschalluntersuchung hilfreich, um die Eiteransammlung zu entdecken.
Wurde ein Analabszess operiert, so muss nach Ausheilung der akuten Entzündung eine Analfistel ausgeschlossen werden. Hierfür führt man eine endoskopische Untersuchung des Analkanals (Proktoskopie) und des Mastdarms (Rektoskopie) durch, um eine innere Fistelöffnung auszuschließen. Der Fistelgang kann hierbei mit einer Farbstofflösung angespritzt werden, um eine innere Fistelöffnung besser zu erkennen. Besteht der Verdacht auf eine Analfistel, so kann mit Hilfe der Endosonographie (spezielle Ultraschalluntersuchung), die wir hier in 3D-Technik durchführen, eine Fistel gesichert werden. Zusätzlich gibt diese Untersuchung die genaue Lagebeziehung der Fistel zum Schließmuskel wieder. Dies ist wichtig, um die Möglichkeiten einer operativen Versorgung der Fistel festzulegen. Bei sehr ausgedehnten Fistelverläufen veranlassen wir ein spezielles MRT (Kernspinuntersuchung) in hochauflösender Technik, welches uns detaillierte Auskunft über den Fistelverlauf und eventuell vorhandenen Eiteransammlungen in der Tiefe geben kann. Hier arbeiten wir eng mit der Abteilung für Radiologie zusammen.
Ein Analabszess kann aufgrund der Lage zum Analkanal in verschiedene Typen eingeteilt werden:
- submukös (im Analkanal direkt unterhalb der Schleimhaut)
- subkutan (außerhalb des Analkanals unter der Haut)
- periproktitisch (neben dem After gelegen unter der Haut)
- intermuskulär (zwischen dem inneren und äußeren Schließmuskel)
- ischiorektal (außerhalb des Schließmuskels, aber in der Tiefe gelegen)
- pelvirektal (in der Tiefe neben dem Mastdarm gelegen)
Bei der Einteilung der Analfisteln ist die Beziehung zum Schließmuskel entscheidend:
- submukös/ subkutan (sehr oberflächlich gelegen, außerhalb des Schließmuskels)
- intersphinktär (zwischen dem inneren und äußeren Schließmuskel)
- transsphinktär (durchwandert den inneren und äußeren Schließmuskel)
- ischiorektal (ausgehend vom Mastdarm, durchwandert den Beckenboden)