Was ist Darmkrebs?
Unter dem Begriff „Darmkrebs“ versteht man alle bösartigen Tumoren des Darmtraktes. 95% davon befinden sich im Dickdarm (Colon) oder Mastdarm (Rectum). Das sogenannte kolorektale Karzinom ist bei Männern und Frauen in Deutschland die zweithäufigste Krebsart. Im Laufe ihres Lebens erkranken ca. 6 % aller Deutschen daran. Meistens entwickelt sich Darmkrebs aus gutartigen Vorstufen, den sogenannten Polypen. Bei den Polypen handelt es sich in der Regel um gutartige Wucherungen der Darmschleimhaut, den sogenannten Adenomen. Man hat herausgefunden, dass erst verschiedene Schädigungen am Erbgut der betroffenen Darmzelle vorliegen müssen, bevor aus den gutartigen Adenomen bösartige Adenokarzinome werden können. Im Wesentlichen ist diese Entwicklung von drei Faktoren abhängig:
- Größe der Polypen (Polypen unter 1 cm entarten so gut wie nie)
- histologischer Typ (man unterscheidet tubulöse, tubulovillöse und villöse Polypen)
- Grad der Differenzierung bzw. Grad der Veränderung gegenüber dem Ursprungsgewebe
Wenn man davon ausgeht, dass die sogenannte Adenom-Karzinom-Sequenz im Normalfall etwa 5 bis 10 Jahre dauert, versteht man umso mehr die immense Bedeutung der Vorsorgedarmspiegelung beim asymptomatischen, das heißt beschwerdefreien Patienten. Die Theorie der Adenom-Karzinom-Sequenz wurde von dem Amerikaner Bert Vogelstein 1988 veröffentlicht und stellt die Grundlage der Entscheidung der gesetzlichen Krankenkassen dar, seit 2002 in Deutschland für alle Versicherten ab dem 55. Lebensjahr im Abstand von jeweils mindestens fünf Jahren die Kosten einer Darmspiegelung zu übernehmen, um durch Entfernung etwaiger Polypen dem kolorektalen Karzinom vorzubeugen.
Entsprechend der Adenom-Karzinom-Sequenz sind hohes Alter und das Vorhandensein von Polypen die wichtigsten Risikofaktoren. Daneben gibt es weitere, deutlich seltenere Risikofaktoren wie zum Beispiel familiäre Vorbelastung oder genetische Syndrome, die ein erhöhtes Darmkrebsrisiko mit sich bringen. Zu diesen Erkrankungen gehören zum Beispiel die familiäre adenomatöse Polypose (FAP), bei der es schon in sehr jungen Jahren zur Entstehung von Darmkrebs kommen kann, oder das hereditäre non-polypöse kolonrektale Karzinom (HNPCC), bei der Darmkrebserkrankungen um das 45. Lebensjahr auftreten können. Im DarmZentrum Ingolstadt versuchen wir mit genauer Anamnese und speziellen Fragebögen solche Patienten zu identifizieren. Eine spezielle humangenetische Beratung wird dazu über unsere Kooperationspartnerin Frau Prof. Dr. Elke Holinski-Feder und das Medizinisch-genetische Zentrum München angeboten.