Phimose
Die Phimose ist eine häufige, zumeist angeborene Verengung der Vorhaut. Die Vorhaut lässt sich nicht über die Eichel zurückstreifen. Im Neugeborenen- und Säuglingsalter sind Vorhaut und Eichel oftmals natürlicherweise noch miteinander verklebt, so dass sich die Vorhaut deshalb nicht zurückschieben lässt. Eine Behandlung ist zu diesem Zeitpunkt also nicht zwingend erforderlich. Nach dem dritten Lebensjahr ist ein Zurückschieben der Vorhaut bei ca. 90 % der Knaben möglich. Erst wenn sich die Vorhaut nach dem vierten bis fünften Lebensjahr nicht zurückschieben lässt, ist eine Behandlung erforderlich. Bei Auftreten von Entzündungen von Vorhaut und/oder Eichel jedoch auch schon früher.
Eine Vorhautverengung kann lebenslang ohne Beschwerden bleiben, jedoch kann sie auch zu immer wiederkehrenden Entzündungen (durch die aggressive Wirkung des Urins, wenn die Vorhautverengung das Wasserlassen behindert) zwischen Eichel und Vorhaut führen. Schwierigkeiten beim Wasserlassen äußern sich auch durch dünneren Harnstrahl, sowie durch das Aufblähen (ballonieren) der Vorhaut. Sollten schon in den ersten Lebensjahren wiederholt Entzündungen oder Schwierigkeiten beim Wasserlassen auftreten, so muss diese Phimose noch vor dem dritten Lebensjahr behandelt werden. Bei älteren Jungen mit Phimose ist die Erektion oft schmerzhaft.
Bei den sechs- bis siebenjährigen Jungen haben ca. 8 % eine Vorhautverengung, bei den 16 – 18jährigen männlichen Jugendlichen noch ca. 1 %.
Bei der echten (angeborenen, primären) Vorhautverengung besteht ein Missverhältnis zwischen der Größe der Eichel und der dehnbaren Weite der Vorhautöffnung. Hier ist von Geburt an die Weite der Vorhautöffnung zu klein und bleibt dies auch, wenn die Jungen älter geworden sind. Bei der erworbenen (sekundären) Vorhautverengung besteht zunächst eine normale Weite der Vorhaut. Durch wiederholte Entzündungen oder durch gewaltsame Manipulationen (gewaltsames Zurückziehen der Vorhaut) kommt es dann zu Einrissen, Blutungen und entzündlichen und narbigen Abheilungen mit einer Verengung der Vorhaut. Bei Erwachsenen kann eine Zuckererkrankung (Diabetes mellitus) ursächlich sein.
medikamentöse Behandlung: Zunächst sollte versucht werden, mit dem Auftragen einer kortisonhaltigen Creme über einen längeren Zeitraum die Verklebung/ Verengung der Vorhaut zu lösen. Hier ist eine spezielle Anleitung durch einen in der Behandlung erfahrenen Arzt notwendig. Diese “konservative” Therapie – also Behandlung ohne Operation – sollte heutzutage immer einer Operation vorgeschaltet werden.
konservative Therapie: gegenwärtig werden im Internet zunehmend Verfahren angeboten, bei denen mittels verschieden starker Silikonröhrchen eine Dehnung der verengten Vorhut über einen längeren Zeitraum versucht wird. Wissenschaftliche Unteruschungen liegen hierzu nicht vor, so dass es sich hierbei um Aussenseiterverfahren handelt.
operative Behandlung: Bleibt die konservative Behandlung ohne Erfolg, kann meistens eine ambulante Operation erfolgen. Hierbei wird entweder die verengte Vorhaut operativ erweitert (Triple Inzision oder Erweiterungsplastik) oder teilweise bzw. ganz entfernt (Beschneidung, Zirkumzision). Es sind verschiedene OP-Techniken möglich, deren Vor- und Nachteile vor der Operation durch ein Aufklärungsgespräch besprochen werden können.
Triple Inzision: Die verengte Vorhaut wird an drei Stellen schräg eingeschnitten und mit Erweiterungsnähten versorgt. Die Vorhaut bleibt komplett erhalten.
Erweiterungsplastik: Nur der vordere und verengte Anteil der Vorhaut wird gekürzt, nach der Operation bleibt die Eichel komplett bedeckt.
Zirkumzision: Die Vorhaut wird vollständig abgetragen, die Eichel liegt nach der Operation frei.
Dies sind nur beispielhaft drei Möglichkeiten der Behandlung einer Vorhautverengung – stellvertretend für eine Vielzahl weiterer Operationstechniken.
Ein urologischer Notfall, der einer sofortigen Behandlung bedarf, ist die Paraphimose („Spanischer Kragen“). Sie kann entstehen, wenn die enge Vorhaut gewaltsam über die Eichel zurückgezogen wird und dann anschwillt und die Eichel abschnürt (auch beim Geschlechtsverkehr möglich). Um ein Absterben der Eichel zu verhindern wird in Narkose (nach Kühlung und Abschwellen des Penis) die Vorhaut entweder durch Ausdrücken der Schwellung mit der Hand (manuell) oder operativ (durch Einschneiden) in ihre ursprüngliche Position gebracht.